A PROPOS - ATHEISMUS Überlegungen zur Erweiterung von Denkvorgängen in Wissenschaft und Geschichte / 2 von Emmo Diem Sehr verdächtig klingt in dieser Hinsicht auch ein Vers im Psalm 10/3 wo es heißt: "Nie wird er strafen. Es gibt keinen Gott". Natürlich sind hier, wie auch beim kanaanäischen Gott EL sofort die Exegeten zur Hand, die alles in Abrede stellen. Bleibt, vielleicht noch ganz grob gesprochen, der alte Perser Zervan zu erwähnen, der als Vertreter der zarathustrischen Glaubensrichtung die Zeit als Urprinzip der Welt sieht. Von allen diesen ehrenwerten Leuten und Glaubensrichtungen erreichte der Buddhismus im Osten die größte Verbreitung. Der wurde zu einer Philosophie, die den Gottesbegriff klar ablehnte. Nun - B) zum WESTEN. Im Altertum beschränkte sich der Westen auf kleinere gottlose Gruppen, die im Mittelalter von den etablierten Kirchen bekämpft wurden, und erreichte zur Zeit der Reformation, im 15. und 16. Jhdt., bereits einen zweiten Höhepunkt. Vorgegeben war dieses neue Streben bereits im Humanismus, der aus der italienischen Renaissance erwachsen war. Im 17. Jhdt. verabschiedete Rene Descartes (+1650) den universellen Zweifel und erkennt sich selbst: Cogito, ergo sum. Ich denke, also bin ich. Und Isaac Newton (geb. 1643) befasst sich mit der Gravitation (Schwerkraft), sowie der Planetenbewegung um die Sonne und bestätigte die Fallgesetze des Galilei. Da blieb für die "einfache Schöpfung" der Welt, wie diese die Bibel beschreibt, nicht mehr viel Spielraum. Trotzdem langte die Kirche nochmals kräftig zu und schickte eine Reihe von Bann-Bullen aus. Nun möchte ich diesen kleinen und nur auf Über- sicht bedachten Artikel nicht zusätzlich erweitern. Nur die ersten positiven Atheisten wie Abbe Jean Meslier und La Mettrie seien kurz erwähnt. Letzterer publizierte in seinem Werk den berühmten Satz: "Die Welt wird niemals glücklich sein, solange sie nicht atheistisch ist" Bei Immanuel Kant (1724-1804), einem der bekanntesten Denker des 18. Jhdts., gibt es keinen Beweis für oder gegen die Existenz eines höchsten Wesens. Im gleichen Atemzug bezeichnet er die Dogmatik (Glaubenslehre) als anmaßend. Georg W.F. Hegel (1770-1831) meint: "Alles Vernünftige ist wirklich und alles Wirkliche vernünftig".
Immanuel Kant (1724-1804)
Die Sittlichkeit wird nicht begründet. Etwa in die gleiche Kerbe schlagen Feuerbach und Marx.Nur, dass bei Marx der allgerechte Gott in ein Defizit fällt, weil dieser sich nicht um gerechte Ver- teilung der Güter kümmert. Nietzsches Gottesbegriff entspricht nicht nur seinem Übermenschentum, sondern mündet von harter Diktion kommend direkt in die Kultur- und Religionskritik. Milder ist der Gang der Gedanken bei Sigmund Freud (1856-1939), dem ersten Psychiater Wiens. Der spricht sich nicht direkt gegen den Theismus aus, bittet aber die Menschen auf eine Couch um ihnen zu erklären, dass ihr Triebleben krank sei und zur Bewältigung des Unterbewusstseins keine Religion helfen könne. Dostojewsky drückt das so aus: "Weil Gott nicht existiert, ist der Mensch zur Verantwortung verdammt". Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass heute der Atheismus nicht mehr als Manko gewertet wird, sondern zu einem wertneutralen Begriff geworden ist, welcher der Philosophie und Wissenschaft positiv an die Hand geht.
Sigmund Freud (1856-1939)
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