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Miscellanea

A PROPOS - ISCH QERIJOT - der Mann aus Kariot
von Emmo Diem
 
Kariot war ein Dorf in Judäa (= heutiges Israel). Dieser Ort gilt nach Ansicht einer Reihe von Wissenschaftlern als Heimstatt jenes Judas, der nicht nur den Söhnen Zions, sondern auch vielen christlichen Exegeten (= griech. = Bibel-
auslegern) Kummer bereitet hat.
Ob Judas Iskariot, von dem hier die Rede ist, und der in erster Linie im Zusammenhang mit der Passionsgeschichte von Jesus Bedeutung erlangt hat, eine zentrale Figur der Zeit war? Darüber möchte ich keine Diskussion führen. Denn, wenn der Leser der Bibel von den 24 Versen, in denen dieser Mann auftaucht, einmal absieht, so wird im Rest der heiligen Bücher über diesen Sterblichen nicht viel berichtet.
Dazu äußert sich C. Stephen Evans (Professor an der berühmten Baylor-Privatuniversität in Waco/US-Bundesstaat Texas) ungefähr so: "Ich vermute, dass das Wenige, das über diesen Bürger aus Iskariot im Umlauf ist, darauf zurück zu führen ist, dass das Ganze immer peinlich war". Dazu kommt, dass Judas wahrscheinlich einer Gruppe der Zeloten (= griech. = Eiferer) zuzuordnen ist, die zum bewaffneten Widerstand gegen Rom aufgerufen hatten. Diese Untergruppe nannte man auch Sikarier (Dolchträger).
Damit komme ich auch schon zur 2. Hypothese (= griech. = Annahme), die besagt, dass der
Ort Kariot ein Zentrum der Dolchmänner gewesen sein könnte. Aus allen diesem bereits
Erwähntem wird nochmals deutlich, dass es (mit Ausnahme der phantasievollen Bilder der
Malergilde) nur wenig über diese Gruppe zu berichten gibt. Lediglich Irenäus (ein Kirchenvater,
Bischof und Heiliger ca. 135-202 n.Chr.) hat von den Dolchmännern erzählt und sich mit Judas
auseinander gesetzt. Die Botschaft von einem eigenen Evangelium aus dem 4. oder 5. Jahr-
hundert hat der Religionshistoriker Gregor Wurst mit Computerhilfe rekonstruiert und ein Genfer
Koptologe bearbeitet. Marvin Meyer (Inhaber der Griset-Professur für Biblische und Christliche
Studien) und Bart D. Ehrman (Lehrstuhl-inhaber an der Universität von North Carolina), haben
anschließend diese Evangelium exegesiert.
Aber auch die Nationale Geographische Gesellschaft (gegründet 1888) verdient hier erwähnt zu
werden. Dieses und vieles andere hat dann Herbert Krosney in dem Buch "Das verschollene
Evangelium" zu einer abenteuerlichen Entdeckung und Entschlüsselung zusammen getragen.
Reisen über drei Kontinente und die Niederungen des internationalen Antiquitätenhandels,
wurden zu einer "Detektivgeschichte" der biblischen Archäologie. Trotzdem ist Marvin Meyer der
Meinung, dass die Schrift: "Evangelium des Judas" eine der bedeutensten historischen Funde
des 20. Jahrhunderts sei. Vergleichbar mit dem Fund der Schriftrollen vom Toten Meer, oder
den gnostischen Evangelien von Nag Hamadi. 1600 Jahre lang, lag diese dramatische Geschichte, (eine der provokantesten Schriften der frühen Kirche), im Sand der Wüste.
Aber noch einmal zurück zu Judas.
Dieser Name war keineswegs eine Rarität. Man denke nur an den berühmten Freiheitshelden Judas Makkabäus, der 160 v.Chr. im Kampf gegen die syrischen Seleukiden fiel. Ein Parallelfall zu diesem Namen ist auch der Name Jesus, den viele andere Israeliten getragen haben. Im nachexilischen Judentum ist diese Bezeichnung so geläufig, dass Josephus Flavius (jüdischer Historiker des 1. Jahrhunderts), wenigstens 20 Männer dieses Namens anführt. Davon lebte die Hälfte dieser Leute in Nazareth.
Während der letztere Name etwas mit Jahwe, dem Gott Isreals, der im Alten Testament fast 7000 mal vorkommt und sich vom hebräischen "hajah" ableitet (= das DASEIN), ist der Name Judas auch ohne Philosophie zu verstehen.
Judas bezieht sich auf die griechische Form eines hebräischen Stammes. Und da gibt es wieder eine ganze Menge von Leuten in der Umgebung von Jesus, die Judas hießen. Und der Judas war genau genommen nie etwas Anderes als ein Mann aus Judäa, der eine Zeit lang möglicherweise in Kariot gelebt hat. Ich schließe das auch aus der Tatsache, dass er als Letzter zu den Jüngern stieß, die alle aus dem Nordreich von Galiläa stammten. Aber das ganze ist so widersprüchlich wie das meiste Geschehen um unsern Judas.
Bart D. Ehrman führt im Vorwort zu Krosney`s verschollenem Evangelium Details an, die sich kaum miteinander vereinbaren lassen.
 
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