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Arnold J. Toynbee tat sich allerdings in seiner Geschichtsphilosophie entschieden
leichter, indem er zugunsten des Atheismus die christliche Religion aus seinen
Ablaufgesetzen herausnahm.
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Miscellanea

A PROPOS - OSWALD SPENGLER Das Umfeld und sein Zugang zum Atheismus / 2
von Emmo Diem

In einer wenig ehrlichen Wechselbeziehung zum Atheismus steht die Toleranz. Sie ist
wie eine Stufe der Narkose. Angenehm (denn hier tut nichts weh) aber man hat das
Gefühl wieder in die Antike zurückversetzt zu sein. Diese alte Zeit lebte von vielen, aber
wenig durchdachten, menschlich orientierten Kulten.
Aber ein Zurückgebundensein an die Tatsache, dass der sittliche Wille auch vom Ver-
stand gelenkt werden kann, das hat der homo sapiens allzuoft übersehen.
Wahrscheinlich haben ihn die Kulte zu sehr beschäftigt. So gesehen hätten sich sowohl
Juden, wie Christen besser auf die Linie der Atheisten schlagen sollen. Als nämlich
nach dem Interregnum der getürkten Religion das Verlangen nach der wahren Er-
kenntnis wieder aktuell wurde, war das antike Gottgefühl am Ende.
Dann kam jenes Zeitalter, das man heute als gottlos hinstellt. Nämlich die Revolte
gegen das Dogma. Auf das Entzünden der Scheiterhaufen folgte das Verbrennen der
Bücher und der Druck der Prediger, sowie die Macht ihres Schriftverkehrs. Damit wurde die Überzeugungskraft des Einzelnen geschmälert und den Gottgläubigen ein schöner Hafen vorgegaukelt. So kam es u.a. dazu, dass schon Sokrates wegen der Asebeia (Gottlosigkeit) hingerichtet werden konnte, obwohl er noch vor dem Tod die Stadtgötter um gutes Gleiten auf eine höhere Bewusstseinsebene ersucht hatte.
Die Zahl der damals wegen Kultfrevels Hingerichteten entsprach einer Hundertschaft. Dichter und Philosophen durften Mythen und Göttergestalten erfinden und umbilden soviel sie wollten. Nur am Kultus durfte nicht gerührt werden.
Blickt man auf das Christentum und seinen Zweig den Protestantismus, so war es keineswegs verwerflich ohne kirchliche Bräuche zu leben. Nur an der "Substanz" durfte man nicht kratzen. Später allerdings zeigte sich die evangelische Kirche aufge-
schlossener. Ich denke da an Dorothee Sölle, die der Meinung war, dass Gottes Wirken in dieser Welt von unserem Handeln abhängig sei. Aber ist das nicht schon Atheismus?
In eine ähnliche Kerbe schlug auch Ernst Bloch (1885-1977). Im Band "Atheismus im Christentum"
schreibt er  u.a.: "Nur ein Christ kann ein guter Atheist sein". Aber entspricht das alles nicht seinem
unkritischen Glaubensgehorsam? Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der Nobelpreis-
träger Bertrand Russel, der den bemerkenswerten Ausspruch tat: "Die meisten und schlimmsten
Übel, die der Mensch den Menschen zugefügt hat, entsprangen dem felsenfesten Glauben an die
Richtigkeit falscher Überzeugungen".
Ich habe mit Oswald Spenglers Ausführungen begonnen und möchte am Ende dieser Über-
legungen wieder zu dem Buch "Vom Untergang des Abendlandes" zurückkehren. Spengler deutete
die Kulturgeschichte nach Hochkulturen, wobei er dem Atheismus eine kleine Rettungsinsel auf
wenigen Seiten reservierte. Den Gedankengang des deutschen Geschichtsphilosophen hat be-
sonders der britische Kulturhistoriker Arnold Joseph Toynbee (+1975) weiterentwickelt. In dieser
Familie steckte von Anbeginn ein Interesse am Atheismus, der auch in der Bürgerrechtlerin Polly
Toynbee zum Durchbruch kam.
                                                  
                                                             
                                                                                                                                                                               
Ernst Bloch