A PROPOS - RASSISMUS UND RELIGION im Wandel der Zeit / 2 von Emmo Diem Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen nun zur Geschichte. Historisches verbindet sich leider meist rasch mit der Religion. Unterschieden sich zunächst die Priester in nichts von den ägyptischen Staatsbeamten, so wurden diese Beauftragten und Vermittler der Götter bald zu Bevorzugten. Und einige sogar zu Königen. Priesterkönige waren nicht selten oberste Tempelverwalter und Befehlshaber der Truppen. Ihr Vorrang entsprach einer Art theokratischer, gottgewollter Diktatur. Inwieweit eine abgehobene Gruppe (Rasse) einige hundert Jahre später zum Vorbild für die eroberungssüchtigen, hellhäutigen Arier wurde (welche die Macht über ihre dunkleren Brüder an sich rissen), ist unklar. Ca. 1000 Jahre später taucht in der Geschichte Israels die Sage vom Babylonischen Exil auf. Es kommt um 598 v.d.Z. (parallel zur Eroberung Jerusalems) zu einer Vertreibung unter König Nebukadnezar II. Dieser fragwürdige Zustand dauerte bis zum Jahre 539 v.d.Z. Das war aber nicht nur eine Ära israelitischer Unterdrückung (wo das Volk an den Flüssen Babylons saß und weinte), sondern auch eine Zeit der Erneuerung, in der sich die Ibrim (hebräischer Volksstamm jenseits des Jordan) besonderer theologischer Blüte erfreuten. Hier stößt man (meiner Meinung nach) direkt an ein neues Ufer: den Monotheismus. Denn, dass Abraham die Eingottlehre erfunden hätte, glaubt heute wohl niemand mehr. Im antiken Griechenland (siehe Albrecht Dihle: "Die Griechen und die Fremden") wurden die Barbaren zwar nicht als rassisch minderwertig aber als kulturell zurückgeblieben betrachtet. Hier sprechen einige Wissenschafter bereits von einem Proto-Rassismus (Ur-Rassismus). George M. Fredrickson (geb.1934, emeritierter Professor an der Stanford University) verlegte die Geburt des modernen Rassismus in das 14. bis 15. Jahrhundert. Statuten von der Reinheit des Blutes werden vom Groß- inqisitor Torquemada 1449 erstmalig niedergelegt. Das entspricht bereits der Vorhut von späteren Nürnberger Rassengesetzen. Im 20. Jahrhundert meinen Julian Huxley und Alfred C. Haddon (in vager Fortsetzung von Arthur Comte de Gobineau), dass es für die Ideen von abgrenzenden Menschenrassen keine wissenschaftliche Beweise gäbe. Zusammenfassend kann man sagen, dass Zeitgenossen mit den Begriffen Rassismus und Anti- semitismus viel Unfug treiben. Mehr als nur irgend jemandem lieb sein kann. Politiker und Verantwortliche der einzelnen Religionen sollte man zur Verantwortung ziehen. |