A PROPOS - Zarathustra - Leben und Umfeld von Emmo Diem "Viele Länder sah Zarathustra und viele Völker: so entdeckte er vieler Völker Gutes und Böses. Keine größere Macht fand Zarathustra auf Erden als Gut und Böse" (Nietzsche). Wie Friedrich Nietzsche (1844-1900), Sohn eines Pastors, der in die Theologie und in die klassische Sprachwissenschaft gedrängt wurde, auf Zarathustra gestoßen ist, wird sich nur schwer eruieren lassen. Wahrscheinlich ist, dass er im Kampf des Guten und Bösen ein Rad gesehen hat, das alle Dinge in Bewegung setzt. Fest steht, dass er mit einer tief empfundenen Lyrik und rhythmischen Prosa in "Also sprach Zarathustra" (1883-1885) allen jenen die Larve vom Gesicht gerissen hat, die sich das Buckeln zur Lebensaufgabe gemacht haben. Soweit die eine Seite. Die andere besagt, daß die Beschäftigung mit der Religion der Perser seit dem 18. Jahrhundert zum Bildungsstandard gehört hat. Der altpersische Religionsstifter Zarathustra (griech. + lat. = Zoroaster, pers. Zardusht) stammte aus dem Geschlecht Spitama (= die Weißen), weshalb er eigentlich Zarathustra Spitama heißen müsste. Zarathustra (= der Kamelreiche), Sohn des Porusha-pa (= der Pferdereiche), war das 3. Kind einer Familie, die im antiken Baktrien, dem heutigen Balch (Afghanistan) lebte. Er wurde zum Priestertum (= Zaotarismus) beordert. Aber der vorgegebene Mithra-Kult, mit den obligaten blutigen Stieropfern, hat ihm wenig gefallen. Übernommen hat er nur den Gedanken vom vergossenen kostbaren Blut, aus dem sich alles natürliche und höhere Leben entwickelt hat. Hier tritt erstmals der Mythos vom kostbaren Blut auf, der als Relikt, und anders geartet, im Christentum wieder auftaucht. Jenem Christentum, dem Theodosius (379-395 n.Chr.) zur Staatsreligion verhalf, und damit jedwedes andere Glaubensbekenntnis verhinderte. Heute weiß man allerdings, dass der alte Herrscher sein Unternehmen nicht um des Glaubens willen inszeniert hat, sondern um die Einheit des schon brüchig gewordenen Reiches zu retten. Dazu kommt, dass der Kult des Mithra (= pers. Lichtgott) eben dazu ansetzte, das uneinige Christentum (Arianismus) zu überflügeln. Aber von dem ersterwähnten Blut und den dunklen Höhlen des Mithra (einem Kult, der seit dem 14. Jhdt. vor Christus existierte), übernahm Zarathustra nur den Dualismus von Hell und Dunkel. Das machte er zum Kampf des Lichtes, basierend auf dem weisen Schöpfergott Ahura Mazda, dem er den Gott des Bösen (Ahriman) gegenüberstellte. Gleichzeitig verhieß er (wie das Juden und Christen übernommen haben), einen Saoshyant (= Heiland), der im 9. Weltjahrtausend geboren wurde. Der Islam macht in der Folge aus diesem Heiland den Mahdi (arab. = der Rechtgeleitete). Übersehen hat der Religionsstifter allerdings, dass Schicksalsschläge, die jeden Gläubigen treffen können, nicht dem Wesen eines gütigen Gottes entsprechen. Denn auch Ahura Mazda liebt die Menschen. Das ist wohl ein Faktum der Logik, wie dieses auch in anderen Bekenntnissen manch einem Juden, Christen oder Muslimen zu schaffen macht. Aber es gibt noch mehrere Dinge, die spätere Religionen wenig überlegt und sich trotzdem angeeignet haben. Ich orientiere mich da am deutsch-jüdischen Religionshistoriker H.J. Schoeps, der Unterlagen zu folgendem Mythos lieferte: "Da ist eine Jungfrau, die im Kansava schwimmt und dann vom Samen des Zarathustra, der im Gewässer gebadet hatte, befruchtet wird. Aus diesem Samen entsteht der persische Heiland, der siegreiche Saoshyant". Zusätzlich gibt es in dieser Glaubensrichtung auch schon das Weltgericht, eine Auferstehung der Leiber und ein Feuer (im Christentum: Fegefeuer), das alles Böse vom Menschen wegbrennt. Im Numen Yast 10/121-122 (= Verehrung der Majestät der Gottheit) ist die Rede davon, dass der Tote nach 3 Tagen die Gottheit wieder verehren kann (Im Christentum: siehe Auferstehung am 3. Tag). Vergleiche dazu Franz König: "Christus und die Religionen der Erde". Damit wird es auch klar, warum der Journalist und Redakteur Günther Nenning den österr. Kardinal als "Horcher" bezeichnet hat. Weiter >>> |