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Miscellanea

A PROPOS - DAS ZÖLIBAT In memoriam Dr. Alcantara Gracias
von Emmo Diem
 
Er war ein interessanter Mensch. Der Pfarrer von Steyr/Tabor. Freundlich gegen jedermann und auch ein wenig liberal. Eben so, wie das einer Stadt mit viel arbeitender Bevölkerung gut tut.
Natürlich hatte der geistliche Herr auch eine Reihe von Eigenheiten. Für den Bischof des Landes,
den Dr. Schwarz, seinen Dienstherren, war das sicher weniger angenehm, denn der musste
wohl oder übel oft gute Miene zum Spiel seines Untergebenen machen. Dafür stellte er seinen
Diener dann unter den Schutz der Gottesmutter. Denn gefallen haben ihm die Ausritte dieses
Menschen sicher nicht. Dieses traf besonders dann zu, wenn der Pfarrer seine Meinung als
Petrus an seinen Bruder Paulus weitergeben ließ. Denn: Kritik an der Kirche, noch dazu aus den
eigenen Reihen kommend, tut immer weh. Und für den Bittsteller ist die Enttäuschung noch
größer, wenn bei der Angelegenheit nichts herauskommt.
Dieser Herr Gracias, wie ihn das Volk noch nannte, sammelte aber auch Pluspunkte, wenn er in
der letzten Reihe eines Trauerkonduktes mitzog um für das Seelenheil eines von der Kirche
abgefallenen Menschen noch zu beten. Solche Eskapaden hat er dann natürlich seinem Bruder
Paulus nicht mitgeteilt. Hochwürden Gracias war Inder von Geburt. Aus Varna, in Goa. Wer aber
meint, dass er ein Paria war, den muss ich jetzt enttäuschen. Dieser sympatische Herr war nicht
nur klug und weise, und hat viel für seine Pfarre getan, er war auch Akademiker. Nur hat die
Presseaussendung auf seinen Doktortitel vergessen. Oder hat dieses unübliche Vorgehen der
Pfarrer noch selbst veranlasst? Auf jeden Fall wusste dann der kundige Bestatter auf der
Anschlagtafel in der Parte zu vermerken, dass der gute Doktor am 14.Mai 2009, nach schwerer langer Krankheit von uns gegangen sei. Noch einfacher machte sich das die Rundschau. Die begnügte sich zunächst mit einer Meldung in Kürze: Zölibatsgegner Gracias gestorben.
Aber lassen wir den Verstorbenen noch einmal zu Wort kommen: "Das Ausmaß des Priestermangels in Österreich ist dramatisch; ein Fünftel aller Pfarren muss ohne einen Hirten auskommen. Das Durchschnittsalter der Priester in Österreich liegt bei 65 Jahren. Die 31 neu geweihten Kandidaten im Jahr 2006 reichten schon damals nicht aus, um alle wegen der Abkehr vom Zölibat suspendierten Pfarrer, zu ersetzen. Ca. 800 Priester in Österreich mußten zu dieser Zeit bereits wegen der Zölibats- vorschrift ihr Amt verlassen und fehlten in der Kirche.
Das alles stört, so scheint es, weder die Bischofskonferenz noch ihren Vorsitzenden, der sich gerne in die letzte Reihe begibt, aber dann als mächtiger Sprecher für das fundamentale Rom auftritt.
Dazu einige Bemerkungen des Kardinals im Parallelblatt zur Kronenzeitung: "Niemand wird zum Zölibat gezwungen. Denn niemand wird dazu aufgefordert Priester zu werden". Und weiter: "Wieviel Leid wird heute durch Untreue gegenüber einmal gegebenen Versprechen verursacht! Soll etwa die Ehe abgeschafft werden, weil die eheliche Treue oft nicht gehalten wird?
Ich bin überzeugt, es ist auch für Priester möglich das Zölibat zu halten. Und sinnvoll ist es auch".
 
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