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Miscellanea

A PROPOS - DAS ZÖLIBAT In memoriam Dr. Alcantara Gracias / 2
von Emmo Diem                                                                                                                            
 
Nun ein Brief des Pfarrgemeinderates, der zusammen mit einem Schreiben des Verstorbenen vom 13.Februar 2008 folgendes festhält.
 
"Sehr geehrter Herr Bischof! Ihre Argumente für den Pflichtzölibat waren nicht überzeugend. Nun zu ihrem Vortrag:
a) Jesus selbst war unverheiratet.
b) Zur Zeit Jesu gab es keine zölibatären Männer, sodass Jesus gezwungen war, verheiratete Männer als Apostel zu   holen.
c) Sie haben als weiteres Argument Mt.19,12 zitiert: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es.
d) Wir sollten eher mehr um geistliche Berufe beten.
Mit diesen Argumenten haben sie uns sicher nicht überzeugen können. Aber wir haben leider aus Achtung vor der Meinung eines Bischofs geschwiegen".
 
Weiters meint u.a. der aus der Schweiz stammende Moraltheologe Franz Böckle: "Es gibt Ehelosigkeit als Charisma (griech. = Begabung zu einem Dienst in der christlichen Gemeinde) und die Ehelosigkeit als Gesetz".
Dazu noch ein Zitat von dem in den Ruhestand versetztem Weihbischof Krätzl. Der sagt: "Dem wachsenden Priestermangel wird man durch kurzfristige, pragmatische Lösungen nicht gerecht. Man müsste im gesamtkirchlichen Bereich nach neuen Wegen suchen. Dabei hilft das Gebet um geistliche Berufe allein, so wichtig es ist, nicht".
Und etwas später: "Muss die Not noch größer werden, damit wir sie endlich wahrnehmen?".
Nun zur geschichtlichen Seite dieses Problems. Wie kam es zum Pflichtzölibat?
Und wieder halte ich mich in groben Zügen an die Pfarrbriefe des Dr. Gracias, bzw. an den
Jesuiten Friedrich Wulf (1908-1990). Der sagt: "Bei aller Begründung klingt es durch, dass das
Priesterliche Zölibat rein theoretisch nicht einsichtig gemacht werden kann".
Dieser Meinung schließt sich auch der Bischof von Nottingham an: "Es gibt keinen Grund für das
Pflichtzölibat".
Mitglieder der Evangelischen Kirche haben das schon lange erkannt. Das führt auch dazu, dass
diese Kirche einen prozentuell etwas geringeren Austrittsfaktor gegenüber den Katholiken zu
verzeichnen hat. Auch ist die Priesterliche Ehelosigkeit wohl in der Schrift begründbar, sie ist
aber nicht zwingend, wie das die Ostkirche in der Praxis beweist.                                                          
Friedrich Wulf (1908-1990)
Noch einen Schritt weiter geht Karl Rahner (1904-1984), wenn der 15 fache Ehrendoktor in
"Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance" sagt: "Es ist selbstverständlich, dass in dem
Augenblick, wo man Gemeindeleiter nicht mehr finden kann, es keiner theologischen Diskussion
mehr bedarf, um auf die Zölibatsverpflichtung zu verzichten".
Letztlich ergab sich dieses harte Gesetz aus dem Ideal des Mittelalters, das ein Leben mit
Sexualität verwarf. Auch war man schon im 11. Jahrhundert gegen die Aufteilung der kirchlichen
Pfründe auf verschiedene Familien.
 
Dr. Alcantara Gracias war aber nicht nur um das Wohl seiner geistlichen Mitbrüder bemüht.
Als Anerkennung für seine Arbeit wurde ihm vom Land O.Ö. und der Diözese Linz der
"Eduard Ploier Preis" für internationale Zusammenarbeit verliehen. Sein Lieblingsprojekt war        
ein Kinderdorf in Goa mit 22 Häusern. In New Delhi ließ er zusätzlich ein Heim und 2 Internate
für Kinder bauen, deren Eltern an Lepra erkrankt waren.
                                                                        Karl Rahner (1904-1984)
 
Seine Pfarrbriefe galten als vielgelesenes Medium von zeitgenössisch orientierten, modernen Menschen.