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Miscellanea - DENGLISCH

Kultur- und Weltsprache oder Kauderwelsch aus Übersee
von Emmo Diem
 
Haben Sie noch nie von der Händlerkarawane gehört, die in Europa und teilweise
sogar in Übersee tätig war? Das waren jene Kauderer (Hausierer) der Ober-
deutschen, die ein gutes Mundwerk hatten und sich in den verschiedensten
Sprachen verständigen konnten. Damit verband sich im Lauf der Jahre das Kaudern
oder Kollern des Truthahns mit dem frühhochdeutschen Küder (Flachs, Werg), das
unzuverlässigen Händlergruppen eigen war. Man kann auch durch Geschichte eine
Erklärung versuchen: In der Schlacht 321 v.d.Z. auf den Kaudinischen Pässen
(die auch von jenen Händlern begangen wurden) blieb das römische Heer schmach-
voll liegen, nachdem es durch das gleichnamige Joch gedrängt worden war.

 Händler unterwegs
Bleibt noch das Wort „welsch“ zu klären. Dieses Anhängsel findet man in der
Schweiz als Chuderwälsch. Es hat eine romanische Wurzel, man findet es in
Wallonien, in Kampanien, in Wales oder in der Walachei.

Ich möchte Wolf Schneider kommentieren, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Anglizismen zu kritisieren. Diese Aufgabe hat er weitgehend erfüllt, aber als Journalist und Sachbuchautor liebt der Professor aus Salzburg das Englische doch zu sehr, um sich von der fremdsprachlichen Manie ganz zu befreien. Das erkennt man schon am Titel seiner Neuerscheinung: Speak German. Dabei wäre der Leitgedanke „Warum Deutsch manchmal besser ist“ als Aushängebalken trefflicher gewesen.

Damit komme ich zum historischen Teil. Vielleicht bin ich ein wenig heikel, denn ich
liebe das „Obers“ mehr als die „Sahne“ und die „Wiener Würstel“ schmecken mir besser
als die „Frankfurter“. Freilich bringt manch Fremdes echte Vorteile. Beginnen wir mit
Griechisch und Latein. Beide Sprachtypen haben als etymologische Wurzelbereiche bis
heute ihre Bedeutung. Auf jeden Fall sind sie entschieden wertvoller als mancher Jackpot
(Glückstopf) des 20. und 21. Jahrhunderts. Bis ins 17. Jahrhundert beherrschten Kirche
und Wissenschaften Griechisch und Latein und modifizierten mit Hilfe dieser Sprachen
ihre Denkmodelle. Ich selber schäme mich nicht, aus Griechisch und Latein gepflegte
Fachbegriffe zu übernehmen. Dann kam das Französische. Es wurde vorrangig auf
Fürstenhöfen und in Diplomatenkreisen gesprochen. Dh. es war primär chic.
Französisch war die Weltsprache. Das Denglisch ist nun eine Kombination der heutigen
„einzigen Weltsprache“ mit dem Deutschen. Leider ist deutsch zu denken oder gar zu
sprechen in der EU geradezu verpönt. Nach Maßgabe künftiger Wirtschaft sollte man
vielleicht eher chinafreundlich als anglophil sein, denn laut Zählung von 2009 sind
1.213 Millionen Menschen dem chinesischen Idiom verbunden. Der deutschen Sprache
sind nur nur 90 Millionen mächtig. Erst dann kommen die Franzosen mit 68 Millionen
Interessenten.

Nun wieder zu Wolf Schneider und Speak German. Der deutsche Lehrerverband hat
anlässlich des „Unesco Tages der Muttersprache“ Folgendes bemerkt: „Bei der Ein-
deutschung überflüssiger Anglizismen stößt man hart auf jenen Anglo Jargon, mit dem
Schulbürokraten und Erziehungswissenschaftler Lehrer und Schüler überziehen.“
 am franz. Hof

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