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Miscellanea - DENGLISCH /2

Kultur- und Weltsprache oder Kauderwelsch aus Übersee
von Emmo Diem
 
Ich möchte hier nur auf das Download-Wissen, das Just in time – Knowledge, das Life – Long - Learning hinweisen. Ich will aber auch die Existenz von sachlich hervorragend orientierten Pädagogen nicht verschweigen. So schreibt zum Beispiel der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes: „Eine Rechtschreibreform bleibt der Kniefall vor der Fortschreitenden Analphabetisierung der Gesellschaft.“ Und weiter: „Die Schule würde gut daran tun, den Schülern bei der offiziellen zulässigen Variantenschreibung die herkömmliche, ausdrucksstärkere und besser lesbare Schreibung zu vermitteln.“ (Siehe ferner: Emmo Diem, Über die Sophistik der Rechtschreibung und die Qual der Zeichensetzung).

Manche Leute bringen das Argument vom kulturell unterentwickelten Volk. Sie weisen mit dem Finger auf die Landkarte, wo der von den Taliban gequälte Vielvölkerstaat Afghanistan liegt, und behaupten, dass die Paschtunen nie in der Lage gewesen wären, sich z.B. mit den angrenzenden Persern zu messen. Dazu hätten ihnen die Literatur eines Hafez (arab. Hafis), die Philosophie eines Avicenna (Ibn Sina Abu Ali Al Hussain), und die Epen eines Firdausi gefehlt. – Es waren aber die Paschtunen, die heute die größte ethnische Gruppe in Afghanistan bilden, und die vor zehn Jahren auf 20 Millionen Menschen geschätzt wurden, nicht immer so minderbemittelt wie heute. Zur Zeit der alten Könige waren sie mit dem Zentrum Kandahar ein dominierendes Staatsvolk. Sie profitierten damals von der Kultur der Perser, hatten aber auch eigene Kunst, Mystik und Literatur. Dh. sie waren einst viel wichtiger als heute. Ich denke nur an Babur, an Ahmed Schah Durrani, Khushal Khan Khattak und Paschto, der im 17. Jahrhundert die Afghanen vereinen wollte, und finde, dass sie kein Beispiel für Rückständigkeit bei regionalen Sprachen und Fehlen einer Einheitskultur bieten.

Sprachlich gesehen legt Afghanistan ein besonderes Territorium offen. Großflächig meine ich damit das indoeuropäische Aufschlussverfahren. Kleinflächig gesehen kommt die iranische Sprachfamilie zum Tragen. Hier handelt es sich um die altiranische Periode, die bis zum 4. und 3. Jahrhundert reicht. Zwei verschiede Formen kommen da ins Gespräch. Das südwestliche Altpersisch, (auch iranisch genannt) und das Avesta.

Bis ins 8. und 9. Jahrhundert reicht die mitteliranische Periode. Unter Mittelpersisch verstand man ursprünglich den Dialekt von Fars (= Provinz am pers. Golf gelegen), den man jetzt als neupersisches Idiom (Eigenheit) bezeichnet. Diese neuiranische Periode (seit dem 8. und 9. Jhdt.) wird durch die arabische Schrift etwas eingeengt. Überliefert sind aus älterer Zeit nur das neupersische Farsi und das Paschtu. 1964 werden Paschtu und Dari (die alte Hofsprache)
zu offiziellen Sprachen Afghanistans erklärt. Wie schon erwähnt sind beide Sprachen indo-
germanischen Ursprungs und gehören zur iranischen Gruppe, deren Geschichte etwa 2700
Jahre als sind.

Wenn Sie mich fragen „Was haben die Paschtunen mit den Anglizismen zu tun?“, kann ich
nur antworten: „Afghanistan hat zwar das technische und philosophische Rüstzeug des
Abendlandes nicht erworben, aber daraus folgt nicht, dass die westlich-amerikanische
Einheitskultur besser ist.“

Übrigens führt nicht jede neue Worttraube der Kids - wie etwa „bleeding cash“ (durch
Spekulation gemachtes Geld), das zur „burning rate“ und zu „quick and dirty“ wurde -
zu einem Black out, zum Aussetzen der Zündung im Auto. Man sollte über diese sinnlosen
Vieldeutigkeiten nachdenken und die Worttümmelei mancher Fremdsprache verhindern.

 afghanische Kunst

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Weitere Arbeiten von Emmo Diem findet man unter www.emmodiem.at in den Spalten A PROPOS und MISCELLANEA.
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