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Miscellanea


Miscellanea - Zur Entwicklung des Schauspiels und dem Theater um die säkuläre Regie /2
von Emmo Diem
 
Der stellte auch den Menschen in den Mittelpunkt des Geschehens. Der dritte Große im Bunde war Euripides (480 – 407), der Sohn eines wohlhabenden Gutsbesitzers. Er führte den Prolog als Orientierung und neues Stilmittel ein, während der Chor bereits an Bedeutung verlor. Man baute für die Zuschauer ein halbrundes Theatron in die Landschaft, dem sich eine Orchestra für den Chor und ein Bühnenhaus als Abschluss beifügte.

Der Tragödie folgte meist ein Satyrspiel (= eine mythenhafte Erzählung von Feld- und Waldgeistern), aus dem sich schlussendlich die Komödie entwickelte.

Nach Aischylos wurde, wie schon bemerkt, der Reigen der Schauspieler immer bunter, die Zuschauerzahlen aber geringer. Aus diesem Grund musste ab dem 4. Jahrhundert der Grieche bereits Eintritt zahlen. Aristiophanes (450 – 385) wurde zum ersten bedeutenden Spötter des Abendlandes, der auch die Politik zu geißeln begann.

Nach den Eroberungszügen der Römer, im 3. Jahrhundert, ließ der Senat auch Theateraufführungen in die Stadtfeste eingliedern. Wahrscheinlich wollten die Führer des Volkes den Griechen nicht nachstehen oder auch von inneren Konflikten ablenken. Man verzichtete auf Masken und besetzte Frauenrollen mit Frauen, was zu Konflikten mit der Kirche führte. Livius Andronicus dürfte die erste lateinische Tragödie verfasst haben. Ihm folgt eine Reihe von römischen Komödiendichtern, wie Plautus und Terenz. Diese leiten allmählich zu einer volkstümlichen Kunst über, bei der auch Masken wieder Verwendung finden.

Wesentlich interessanter ist in diesem Zusammenhang ein Ausflug zur chinesischen Theater-
kunst und zur Opernproduktion dieses Landes. Diese Kunstrichtung vereint Gesang, Tanz
und Akrobatik mit schauspielerischen Elementen, wobei soziale und politische Effekte
(= Wirkungen) nicht zu kurz kommen. In der Yuan-Dynastie (1279 – 1368) und besonders
in der Peking-Oper des 16. Jahrhunderts wurde diese Kunstform zum Ausdruck nationaler
Bedeutung. Inwieweit hier und im indischen Spiel eine Beziehung zu griechischen Tragödien
hergestellt werden kann, muss erst überzeugend nachgewiesen werden. Verweilt man bei
der expressiven Form des indischen Tanzdramas, das von Schlaginstrumenten begleitet
wird, kommt man der erst angeführten Überlegung schon wesentlich näher, denn auch hier
handelt es sich um eine Art von Choreografie, um eine Darstellung die ausnahmslos den
Männern vorbehalten bleibt, sowie um die Mythologie von Göttern und Dämonen.

Eine Brücke der Gemeinsamkeit kann auch zum japanischen Theater hergestellt werden.
Und das nicht nur über das Tragen von Masken, die traditionelle Aufarbeitung des
Geschehens durch Männer und das Befassen mit mythologischen Stoffen aus der
japanischen und chinesischen Welt.

Bekannt wurde das No-Theater im 14. Jahrhundert. Kanami und sein Sohn Zeami Motokiyo
haben diese Kunstform geschaffen. Im 16. und 19. Jahrhundert wurde sie ausschließlich von
Samurais, einer Krieger- und Adelsschicht, gepflegt.

Im Kult des Mittelalters spielt das von der Kirche bevorzugte Mysterienspiel eine besondere
Rolle. Es behandelt das Leben und Leiden Christi. Möglich geworden war das seit dem Konzil von Konstantinopel (553), wo auch die menschliche Natur des Heilands unterstrichen wurde. Gespielt wurde in lateinischer Sprache. Hervorgegangen war alles aus den Weihnachts- und Krippenspielen in der Kirche. Daran schlossen sich später die Osterspiele. Die heutigen Festspiele in Oberammergau sind ein letzter Überrest dieses Tuns. Der „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal gehört zusätzlich in diese Reihe, sowie die Schulkomödie und das Jesuitentheater.

 Peking Oper
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