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Miscellanea

Miscellanea - VOX POPULI, VOX DEI - Eine Erzählung aus der alten Eisenstadt
von Emmo Diem                                                              
 
Eine ursprünglich griechische Wortkomposition wurde zur Zeit der Römer
ins Lateinische übertragen. Damit war das VOX POPULI, VOX DEI
geboren. Diese Erkenntnis findet sich zuerst bei Hesiod in "Werke und
Tage" und lautet frei übersetzt so: "Nie wird sich ein Gerücht ganz verlieren,
welches das Volk im Munde führt. Denn das Gerücht selbst ist ein Gott".   
 
Nach diesem antiken Präludium finde ich mich plötzlich in den Reihen
jener Blaskapellen, welche die Trauergemeinden noch vor gut 100 Jahren
auf den Fidelberger geleitet haben.
Unter dem Fidelberger verstehen das Volk und die Annalen der Stadt jenen
sechsteiligen Gottesacker am Tabor, der sich schon zur Zeit der
Renaissance eines lebhaften Zustromes erfreut hat. Das alles geht auf
einen Herren Fidlberger zurück, der möglicherweise ein stadtbekannter
Musiker gewesen ist. Jedenfalls war er der Erste, der in luftiger Höhe über
den Dächern der Stadt auf freiem Feld beerdigt wurde. Mit einem Wort,
diese Parzelle gefiel bald vielen und so entstanden im Laufe der Jahre
sechs Friedhöfe. Vier Teile wurden den Katholiken, ein Abschnitt den
Protestanten, und ein ummauerter Teil den Juden zugewiesen.
 
Dann lief wieder viel Wasser die Enns und die Steyr herunter, wie man das
in den Zeitungen fast jedes Jahr zu lesen bekommt.
 
Da kam eines Tages ein Wiener in die Stadt. Der hat vielleicht Mayer,
Müller oder gar Diem geheißen (bei Sagen weiß man das nie so genau).
Aber Diem gefällt mir besonders gut, weil dieser Name im zweiten Teil der
Geschichte eine besondere Rolle gespielt hat. Dieser Diem war zwar kein
Adeliger und schon gar nicht ein Erzherzog. Aber eine leere Tasche hat auch
er gehabt. Heute würde man das cool nennen: "Der hatte keinen Job".
 
Da entdeckte ihn der gottgesegnete Verwalter des heiligen Geländes.
Er besah sich die Zeugnisse des Eleven und sagte: "Dich können wir in der
Verwaltung und im Kirchendienst der Stadt gut gebrauchen". Dieser Junge
war lern- und lehrbegierig. Und den alten Bayern, der ihn aufgelesen hatte,
nannte er bald "Onkel Franz".
 
Nun gibt es in jeder Stadt immer wieder Leute die alles wissen. Und die
meinten, dass sie das Geschlecht der Diem (und speziell die Mannen der
Carpe Diem) schon lange verfolgt hätten. Die glaubten (verbunden mit der
entsprechenden Freundlichkeit) einen prozentuellen Nachlass der
Friedhofgebühren zu erlangen. Solche Unternehmungen hatten die "Armen"
schon öfter bei geistlichen Herren durchexerciert. Das gefiel natürlich dem
Jungen, der unterdessen zum Verwalter aufgestiegen war, gar nicht.
 
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