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AUS DER WELT DES REGIETHEATERS /2

Überlegungen von Emmo Diem

Weil sich da die verschiedensten Möglichkeiten – von Neuen Urfahranerfesttagen bis zum Rosenkavalier auftun – wechsle ich lieber zu den Ratten über. Natürlich zu denen von Gerhart Hauptmann. Auch diese haben – gleich dem Theaterbau – eine längere Vorgeschichte. Zunächst gebührt aller Respekt dem Intendanten der Bühnenvereinigung. Auch
wenn dieser nicht immer das tut, was sich Theaterenthusiasten wünschen, z.B. einen neuen Musical-
direktor. Der alte war nämlich sehr gut, übrigens sind nicht alle Leute Musicalliebhaber.

Bleiben wir trotzdem noch ein wenig bei Rainer Mennicken. Der holte in der abgelaufenen Spielzeit die
aufstrebende Regisseurin Bernarda Horres nach Linz. Die brachte eine sehenswerte und vielbeklatschte
Aufführung von Tschechows „3 Schwestern“ auf die Bühne. Was tat Frau Nagl? Sie begrüßte die
Theaterwissenschaftlerin und erprobte Fachfrau mit: „Party feiern, Abtanzen und Kommasaufen. Das
Drama von A. Tschechow wurde hysterisch niedergebrüllt.“ (O.Ö.Nachrichten: Besprechung der
Premiere vom 13. März 2010).
Mennicken überging diesen Fauxpas und beauftragte die Künstlerin mit der Inszenierung zu Hauptmanns
„Die Ratten“. (Premiere 13. Mai 2011). Nun könnte man der Meinung sein, dass ich eine besondere
Schwäche für Frau Horres hätte. Das ist nicht der Fall. Informationen über die Dame habe ich aus dem
Internet und die ungerechte Beurteilung der Rezensentin führe ich auf eine persönliche Antipathie zurück.

Neuerliche Fixierung in den O.Ö.Nachrichten vom 5.4.2011 – Nagl: Das Schauspiel im „Landestheater
Linz verlor mit zur Hysterie übersteigerten Ausbrüchen und zur Lächerlichkeit übertriebenem Gejammere
die Schärfe des Dramas - … und Jette John singt zur Knöpferlharmonika poetische Momente.“ – Wenn schon Rezensenten an der Inszenierung - und der damit verbundenen Lautstärke, die sich aus dem Realismus und dem daran anschließenden Naturalismus folgerichtig ergeben – Kritik üben wollen, so kann man diese nicht der Regie anlasten. Eher dem allseits verehrten Gerhart Hauptmann, dem es teilweise nicht ganz gelungen ist die dramaturgischen Stränge und den abrupten Schluss ineinandergreifen zu lassen.

Auffallend ist eine gewisse Parallelität in den Besprechungen der Kronenzeitung (Milli Hornegger) und den
O.Ö.Nachrichten (Silvia Nagl). Ob sich die Damen untereinander besprochen haben? Natürlich kann ich
das nicht beweisen. „Horres kein Glücksgriff … alles über einen Kamm geschoren, ohne einen einzigen
Unterschied … 2 Stunden lang zuschauen und zuhören ist einfach ermüdend“ (Kronenzeitung 15.5.2011).

Zweckorientiert ist in diesem Zusammenhang auch ein Ausspruch von einem der wichtigsten Vertreter
des Naturalismus. Arno Holz sagt: „Kunst ist Natur mal X. Das X aber fordert krasse Wirklichkeit“. Die
kann in der Mietskaserne der Ratten nicht leise und höflich sein. Ausgezeichnet war die Bühnen-
gestaltung (A. Jungheinrich).

 Intendant
 Rainer Mennicken
 Gerhart Hauptmann
 (1862-1946)

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