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Miscellanea


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HANS SACHS AUS TEL AVIV
und
ANDERE LINZER-PHÄNOMENE. /2
Irritationen, beobachtet von Emmo Diem.
 

Diese Verse erinnern unwillkürlich an den schönen Sigismund. Die sind keineswegs primär als bösartig zu interpretieren. -Wie man aus dem Folgenden zu erkennen vermag, ist die 7.

Symphonie ein Tor zu den letzten Großwerken von Anton Bruckner und kaum für jazzige Unternehmungen geeignet. Dazu kommt, dass jeder Verehrer des Meisters solchen Unfug fast als Sakrileg bezeichnen wird. Natürlich kann man jetzt anführen, dass es mit dem „Play-Bach“ etwas Ähnliches schon gegeben hat, und der große Johann Sebastian – der Meister des genialen Kontrapunktes – damit auch nicht ruiniert werden konnte. Aber Christoph Haunschmid ist ein ehrlicher Musiker und folgert: Dem Ganzen „fehlt bisweilen die Wucht und die Dichte des großen Orchesters“. Und weiter: „Manche herumwabernden Sounds – auch wenn diese von guten Pianisten beigesteuert werden – sind weder schlüssig noch aufregend“. Natürlich muss ein Publikum nicht immer recht haben, wenn es sich von den Sitzen erhebt, um damit seine Dankbarkeit zu bekunden. Es könnte nämlich leicht der Fall eintreten, dass man diese Mannen demnächst auch auf „der Wies’n“ mit Beethovens IX. auftreten lässt. Dann hätte manche Partei zusätzlich einen Programmpunkt für den ersten Mai.

Nun zum nächsten Fauxpas (falschen Schritt). -Dass sich die Linzer- trotz ihres guten Orchesters - nicht an Alban Berg’s Wozzeck wagen, der selbst dem legendären Erich Kleiber schon 1925 zu schaffen gemacht hat, ist als Gutpunkt zu werten. Wesentlich befremdender finde ich die Überheblichkeit des Robert Wilson, so wie den Vorwitz des Paares Tom Waits/Kathlen Brenan, dem Dramenfragment des deutschen Revolutionärs Georg Büchner (1813 – 1837) ,eine neue Variante zukommen zu lassen.

Dazu der Kommentar eines Rezensenten:“ Das war nicht der Woyzeck, den wir in der Oberstufe
gelesen haben, oder?“ Nebenbei ist es in diesen Belangen uninteressant, dass im Publikum Inten-
dant Rainer Menniken mit Gattin Sarah, und Sport-Allrounder Walter Oberneder mit seiner Renate
da waren. – Sehen Sie, das erinnert an jene Tratschspalten, mit denen man kleinformatige Blätter
und das große „Österreich“ zu füllen pflegt. Im Sinne von seriös geführten Nachrichten, kann man
das nur als Rückschritt werten.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen jene 31 Szenen Büchners zur Aufführung, die jetzt im
Sinne von Brecht/Weill zu einem Musical aufgepäppelt wurden. Das hat als Ganzes gesehen mit der
Güte der Songs wenig zu tun. Weiters passt die Aufmachung nicht in das Gesamtbild Büchners, der
eine Geschichte aus dem Großherzogtum Hessen erzählen will, inklusive der Ereignisse eines ge-
plagten Soldaten, namens Franz Woyzeck. Dazu benutzt der Dramatiker die Saga von einem
Perückenmacher, der als erster Mensch aufgrund eines ärztlichen Gutachtens über die Zurechen-
barkeit verurteilt, und 1824 auf dem Marktplatz von Leipzig öffentlich hingerichtet wurde. Hierzu kann
ich mich dem Urteil von Silvia Nagl nicht anschließen, sondern folge lieber Philipp Wagenhofer, der
meint:“ Für Musical-Akzente ist in diesem Zusammenhang wenig Platz“. Hier wird eine zweite Ebene
eingezogen, die mit dem schrecklichen Geschehen nur wenig zu tun hat.

 Chor auf der
 Festwiese
 Bürger
 aus Tel Aviv

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