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ÜBER DIE SOPHISTIK DER RECHTSCHREIBUNG, DIE QUAL DER ZEICHENSETZUNG UND EINEN NEUEN FACHBEGRIFF /2

von Emmo Diem
 
Daraus kann man durchaus ableiten, dass ein Rechtschreib-Diktat für Schüler und Lehrer, die sich erst an den neuen Modus gewöhnen müssen, eine schwere Belastung darstellt.

Dabei hat um 750 n.d.Z. alles sehr brauchbar begonnen. In dieser Zeit entstanden die ersten,
handschriftlichen Überlieferungen deutscher Texte. Dann erfand um 1450 Gutenberg den Buch-
druck, womit er Wissenschaft und Geschichte weit verbreitete. Um 1534 folgte Martin Luther,
der die deutsche Gemeinsprache durch den Abbau von Schreibvarianten und mundartlichen
Formen zu einer ersten Hochblüte führte.

Aber hören wir Dr. Weinberg weiter: „Für die meisten Menschen, auch wenn diese nur eine
Lehre zu durchlaufen haben, ist eine Deutschprüfung, welche das Rechtschreib-System mit
einschließt, der Nachweis für Entfaltungsmöglichkeit und Kreativität.“ Leider schließen sich
die meisten Eltern diesem Unsinn an. Leitet man den Grad der Intelligenz nur vom Beherrschen
einer Groß- und Kleinschreibung ab, wird man ein Problem damit haben, dass viele Menschen
nur klein schreiben.

Nehmen wir die Regelungen im Englischen: Das erste Wort des Satzes, die Überschriften und
Titeln von Büchern, die Personennamen, die Produktbezeichnungen, die Monate, die Länder,
die Nationen, die Sprachen, die Ortsnamen, die Flüsse, die Meere, die religiösen Namen, die
Planeten und die Sterne, werden groß geschrieben. Und dennoch gibt es Unregelmäßigkeiten,
die entweder noch niemanden aufgefallen sind oder die man einfach ignoriert. So finde ich im
Internet eine Anfrage: Schreibt man „Story of a little Boy“ in der Form von „Story of a Little Boy“
oder in der Form von „Story Of A Little Boy“? Niemand hat es seit dem 18. April 2007 gewagt,
sich dazu fest zu legen.

Das alles erinnert ein wenig an die 613 Gebote und Verbote der orthodoxen Juden für den Alltag, oder an jene Dogmatik in 5 Bänden und 2.654 Seiten, mit der die Theologiestudenten üblicherweise überfordert werden.

Kommt der Verfechter einer gediegenen Rechtschreibung auf das vorerst ausgewiesene Manko zurück, muss er erkennen, dass selbst der Engländer mit einer sprachlichen Kasuistik zu kämpfen hat, welche die Kreativität kaum fördert. Denn während ich als gequälter Regelsklave über den Fall „x“ nachdenke, entgleiten mir die Querverbindungen zu „y“. Dazu nur einige Kuriositäten. Der Inselmensch hält das „business lunch“ als Begriff klein und tut das nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Hingegen hat man den „Status quo“ – auch wenn dieser zu einem Begriff geworden ist – geflissentlich entgegen der lateinischen Kleinschreibung groß geschrieben. Der „indische Tee“ ist merkwürdigerweise klein geschrumpft, während die „Spanische Reitschule“ groß geworden ist. Das dürfte mit der Fremdenverkehrswerbung zusammenhängen.

 Martin Luther 1483- 1546
 Vater der deutschen Sprache

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