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Miscellanea

A PROPOS - Hinduismus
von Emmo Diem
 
 
Versuch einer Synopse
 
Den Begriff "Hinduismus" leiten wir einerseits vom Fluss Indus, andererseits von der ethnisch
grössten Gruppe des indischen Subkontinents ab. Schwieriger ist die Frage, wer ein "Hindu" ist.
Dazu möchte ich eine Erklärung von 1955 heranziehen, die Folgendes besagt: Alle Inder, die
keine Muslime, Parsen (Perser), Christen oder Juden sind, sind Hindus. Danach hilft uns schon
der Indologe Helmuth von Glasenapp weiter, der nicht nur in Europa, sondern auch in Asien
Berühmtheit erlangt hat. Er teilt die Welt in eine östliche und in eine westliche Hemisphäre ein,
wobei der Hindukusch (persisch: kuschtam = ich habe getötet = Indertöter) für diese Trennung
bedeutsam ist. Während die westlichen Religionen von geschichtlichen Offenbarungen träumen,
haftet den östlichen Religionen in der Regel die Form eines ewigen Weltgesetzes an, das im
Kreislauf von Entstehen und Vergehen seine höchste Stufe findet. Ist der Suchende in die Welt
der aufgehenden Sonne eingedrungen, so wird er mit einer Reihe von Schwierigkeiten konfrontiert,
die alle in der dreifachen Frage kulminieren.
 
Ist der Hinduismus
 
a) eine Religion
b) eine Kultur
c) eine Aussage des Lebens?
 
Vasudha Narayanan (Professorin für Religionswissenschaft und Expertin für Hinduismus und
Hindu-Tradition) sieht das so: "Eine Unterscheidung von Sakralem und Nicht-Sakralem ist nicht möglich. Denn unterschiedliche Tätigkeiten wie z.B. das Pflanzen eines Baumes und das Errichten eines Tempels können zum Bestandteil einer Glaubenspraxis werden." Außerdem gehen die Suche nach dem Guten und die Abwehr des Bösen für den Gläubigen so lange weiter, bis er in den Zustand "ewiger Ruhe" gelangt. Das hat nicht nur meine Wenigkeit, sondern auch der weithin bekannte Religionswissen- schafter Dr. Franz König (der Kardinal) als einen Ansatzpunkt für das spätere Christentum erachtet. Es entspricht auch der wichtigen Regel der Weitergabe im Zeitengefüge, die Altbekanntes mit Neuem vereint. Das Sanskrit-Wissen, obwohl ein Wissen in der Gelehrtensprache des alten Indien, hat sich auf diese Weise gut erhalten. Es ist der Standard von etwa 740 Millionen Hindus, die ihre mythisch gewachsene Religion ohne jeden kritischen Kommentar tradieren. In diesem Zusammenhang war es quasi eine Ehrenpflicht der großen Seele (Mahatma) des Mohandas Karamchand (der in Indien bekannter als Mahatma Ghandi ist), den Gläubigen ein Gedenken zu schenken. Mohandas Karamchand verstand es nicht nur, die Massen gewaltlos zu lenken, sondern er gab auch dem Paria (tamilisch: dem Unterdrückten) eine Möglichkeit, seine Isolation zu überwinden.
Der Paria stand außerhalb der vierteiligen Kastenordnung: Er war weder Brahmane (Priester) noch Kschatriya (Krieger) noch Vaischya (Kaufmann, Handwerker) noch Schudra (Bauer). Er gehörte der großen Gruppe der unberührbaren Ureinwohner an, den die Aryas (Edlen und indoarischen Eroberer) unter der Führung der Priesterkaste unterdrückt und abgedrängt hatten.
Die Aryas waren höchstwahrscheinlich aus dem Panjab (persisch: Fünf Wasser) gekommen, wo sie sich vorher einer Mutterschaftskultur angepasst hatten. Sie waren die etwas hellhäutigeren Städter von Mohenjo Daro und Harappa (Hochblüte 2500 bis 1500 v.d.Z.), die den negriden Urtypus der Inder als minderwertig ansahen und die neuen Herrscher in Indien wurden. Ethisch orientierten sie sich an der Bhagavata (sanskrit: Buch von Gott), an den Heldenepen der Mahabharata (= große Geschichte der Bharatas), sowie am Ramayana (= Dichtung zu Ehren des Rama, der 7.Inkarnation des Vishnu). In Vishnu erblickten die Aryas eine Art gütigen Heiland, in Shiva jenen Hochgott, der das Leben zerstört und wieder errichtet, und in Brahma sahen sie die nicht ganz so interessante Persönlichkeit des Weltschöpfers.
 
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