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Miscellanea


A PROPOS - VOM NIMBUS ZUR DORNENKRONE - Reflexionen zur Religionsphänomenologie /2
von Emmo Diem
 

 E. Weissenberger
Aber zurück zu Herrn Weissenberger, der sich mit einer künstlerischen Aktion seine
Fähigkeiten bestätigen lassen wollte. Für dieses Unternehmen passten die ekelerregenden
Vorkommnisse und die bedauernswert enge Sexualmoral der Kirche genau ins Konzept.
Denn damit konnte er als Heiland der Bedrängten auftreten.

Nun zum Zölibat. Dieses behandelt die Ehelosigkeit für das engere Kirchenpersonal, das
seine heiligen Tätigkeiten rund um den Altar zu versehen hat. Hier entwickelte sich die
Forderung der ehelichen Enthaltsamkeit, ohne biblische Verankerung. Aufgetaucht ist diese
Verfügung erstmals in der Synode (Kirchenversammlung) von Elvira, in Spanien, im Jahre 306.

1022 ordnete Benedikt VIII., der 145. Papst, auf der Synode von Pavia gemeinsam mit
Kaiser Heinrich II. diese kirchliche Verfügung an. Auch Paulus von Tarsus, der über 1000
Jahre vor dieser Regelung lebte und dessen Briefe für die theologische Lehre des Christentums
eminent bedeutend waren, weiß noch nicht vom Zwang der Ehelosigkeit.

In der Ostkirche darf bis heute eine vor der Weihe geschlossene Ehe nach der Ordination (Weihe zur kirchlichen Verwendung) fortgesetzt werden. Dieses, und viele andere Missstände führten dazu, dass nach Christus auch der Kirche eine Dornenkrone aufgesetzt wurde. Das geschah folgerichtig; entspricht aber nicht in allen Dingen dem Eifer, mit dem ab sofort die Kirche belastet wurde. Selbst als Agnostiker (Mensch, der das wahre Sein nicht in allen Dingen erkennen kann), finde ich diese Art von Verfolgung keineswegs zielführend. Denn jede Religion kann einem Menschen Halt bieten. Dazu kommt, dass diese Gemeinschaft in künstlerischer und karitativer Art auch großes geleistet hat.

Trotzdem werde ich mich nicht den Untersuchungen des Pastoraltheologen Dr. Zulehner
entziehen. Von 4000 Priestern sind in Österreich 800 mit einer Frau liiert. 40% davon
haben Kinder, was keineswegs den christlichen Anforderungen einer ordentlichen Ehe
entsprechen kann, da eine Nachkommenschaft ohne erkannten Vater sich immer nachteilig
auswirken kann.

Fasst man das alles zusammen, muss man erkennen, dass die Wahl eines Fundamentalisten,
in der Person von Benedikt XVI. (er war vordem schon Mentor und Leiter der Glaubens-
kongregation) keine glückliche Wahl war. Auch dass vor den verschiedensten Glaubens-
richtungen und deren Oberhäuptern gebuckelt wird, finden viele störend. Denn das könnte
zu jenem Eklat (Demütigung) führen, den die meisten Österreicher nicht wünschen. Ein
Gottesstaat, wie er bereits in machen Nationen vorexerziert wird, erscheint wenig wünschenswert.
Damit soll keineswegs ausgesprochen werden, dass ich auf meinen vielen Reisen um den Erdball nicht auch anderen Religionen begegnet bin. Darunter auch Freidenkern. Mit allen ist ein Zusammenleben bei entsprechendem Denken und gegenseitigem Wohlwollen möglich.

Kardinal Schönborn hat unlängst gesagt: „Wir müssen noch viel dazulernen“. Das könnte auch einem Papst von Vorteil sein. An einer Überzeugung festhalten, kann gut sein.Handeln,ist besser!

Dann wird die Dornenkrone der Gegenwart wieder dem Nimbus einer erneuerten Kirche weichen.
 Papst Benedikt XVI.