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Miscellanea


A PROPOS - JOHANNES CALVIN - Irrungen und Wirrungen eines franz.-schweizer. Reformators /2
Von Emmo Diem
 

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wäre die letzte Möglichkeit gewesen, sich kirchenintern zu einigen. Aber Kaiser Karl V. (1500-1558) und Papst Leo X. (1513-1521) hatten für den revoltierenden Klüngel rund um Martin Luther (1483-1556) nur wenig über und meinten diese Aufmüpfigen, in alter Manier, politisch leicht bändigen zu können.

Eigentlich hätten sie alle am selben Strang ziehen müssen, anstatt auf ihre minderen Brüder herabzublicken. An die Stelle der Autorität des mittelalterlichen Katholizismus tritt nun ein neuzeitlicher Individualismus. Schönes im Leben und in der Kunst wird ausgelöscht, oftmals in brutalem Vandalismus. Dabei soll nicht übersehen werden, dass der Antrieb zur Reformation zu einem Gutteil von ökonomischen und politischen Kräften ausging. Vergleiche dazu auch „Das Christentum“ von David L. Edwards, das 2001 in einer Übersetzung von M. Lauble im Echter-Verlag erschienen ist. Dieses Werk ist deshalb von besonderem Interesse, weil es von einem Außenseiter stammt, der als Neutraler eine bessere Übersicht bieten kann. Der hat sich in die Irrungen und Wirrungen des Reformationskampfes kaum einbinden lassen.

Begonnen hat dieses Tauziehen schon mit dem abendländischen Schisma (1378-1417 bzw. 1449), wo gleichzeitig mehrere Päpste die oberste Gewalt in der Kirche beanspruchten. Damit wurde die Bedeutung des Papsttums für die Gläubigen relativiert. Dann kam John Wyclif, dem die vielen Steuern, die England an Rom zu liefern hatte, missfielen und der gegen den Heiligenkult und den Zölibat war. Zum großen Ärgernis wurde in der Folge der Petersablass, der mit Geldspenden verbunden war, die Papst Julius II. für den Neubau des Petersdoms beanspruchte. Neben vielen anderen Dingen hat das Luther in Rage (franz. = Wut) versetzt, bis Karl V. (1500-1558), als Vertreter des alten christlichen Einheitsreiches sich genötigt sah, dem ganzen „reformatorischen Unfug“ einen Riegel vorzuschieben. Seiner Meinung nach war damit die Sache bereinigt. Da aber traten die vereinigten protestantischen Stände unter Führung von diversen Fürsten und 14 Städten auf und protestierten. Daher der Name Protestanten.

Soweit in kurzen Zügen das historische Umfeld im Rahmen dieser Fortschrittlichen. Da fragt sich jeder: Warum das alles nur im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation? Oder gab es in anderen Weltreligionen ein ähnliches Fatum (lat. = verhängtes Schicksal)?

Gautama Buddha hatte einst das komplizierte System der Brahmanenpriester und den
Hinduismus, mit den hunderttausenden von geheimnisvollen Göttern gestrafft und
Bodhisattvas (Hilfserlöser) nachgeschoben. Aber im asiatischen Raum ging es nicht
um eine Dogmentheologie, sondern vielmehr um Bitten und Segnungen. Der Gottes-
begriff wurde nie genormt. Aus diesem Grund gab es keinen Streit wegen gewisser
bindender, göttlicher Richtlinien. Die dienende Masse konnte sich ungehindert
entfalten.

Interessant ist in dieser Hinsicht die Meinung des erstgenannten David L. Edwards
(geb. 1929) in Bezug auf das Judentum. Der meint: Der Jude hat die gemeinsame
Identität (= das Sich-gleich-Bleiben im Wechsel der Zustände) bis zum heutigen Tag
bewahrt. Hier handelt es sich um ein Volk, das von Gott erwählt wurde, um zu leiden
und schöpferisch zu sein. -Nach der Zerstörung des Tempels übernahmen fast alle
Hebräer die Orthodoxie des gelehrten Pharisäertums und erfüllten es mit neuem,
spirituellem Leben. (Siehe Chassidim /hebr./ = die Frommen). Ihre Verfechter
erhoben Anspruch auf die Nähe zu Gott.

 Gautama Buddha
 Um 500 v. Chr.

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