A PROPOS
EX ORIENTE LUX /2
Eine Betrachtung.
Von Emmo Diem
Dafür lobt ihn Papst Johannes Paul II. 2003 als großen Mann des 19. Jahrhunderts. Möglicherweise würde dieser Dichter und Philosoph beim Lesen der folgenden Zeilen seine Stirn in Falten legen. Aber dem kann man heute nicht mehr nachgehen.
Hier wird der Leser mit der Geburt eines Kindes konfrontiert (siehe Matthäus und Lukas), an das sich die Amtskirche erst am Beginn des 3. Jahrhunderts wieder erinnert.
Ob die Legende von der Niederkunft der Jungfrau Maria in einem Stall und nicht in einer Höhle stattgefunden hat, ist fraglich. Natürlich mag das nicht nur in der Berichterstattung der Evangelisten liegen, sondern an den mehrfachen Überarbeitungen vom Aramäischen in das Griechische.
So war z.B. der Nährvater Josef eher ein Steinmetz als ein Zimmermann. Ebenso ist es unwahrscheinlich, dass der arme Handwerker mit einer hochschwangeren Frau von Nazareth rasch nach Bethlehem eilt, um dem Zensus (Volkszählung und Steuererfassung) zu entsprechen. Außerdem hat man es schon damals mit einer Amtserfassung nicht so genau genommen.
Hier handelt es sich um eine Anordnung des Statthalters Quirinius , der zu diesem Zeitpunkt nicht im Amt war.
Zu dieser Ungereimtheit kann noch ein dritter Mann herangezogen werden: Einer der 6 kleinen Propheten des Alten Testamentes (siehe Micha ,Kap. 5, Vers 1 - 4). Der lebte um 722 vor Christus und war mit der Unbotmäßigkeit des Hauses Jakob und den bestechlichen Richtern Israels (Micha, Kap. 3, 9 - 12) höchst unzufrieden, mit dem Volk das 700 Jahre später durch die Gegend schreien wird: „Kreuzige ihn“. (Markus 15/14).
In diesem Zusammenhang ist die Auslegung der Stelle im neuen Papstbuch (Jesus von Nazareth, Herder 2010) höchst merkwürdig. Da schickt Benedikt XVI. seinen Exegeten Gnilka an die Front um erklären zu lassen, dass die Kreuzesrufe des auserwählten Volkes und der Priesterschaft lediglich auf die Entrüstung der blasphemischen Aussage des Messias (Markus 14/62) zurück zu führen sind.
Aber ich komme sofort auf Micha zurück, wo es in Kapitel 5 Vers 1 heißt: „Du Bethlehem-Efrata
(Efrata = der hebräische Name für Bethlehem) - so klein unter den Gauen Judas - aus dir wird einer
hervorgehen, der über Israel herrschen soll.“ (Ähnliches findet man auch bei Jesaia Kap. 7/14).
Dazu kommt, dass das Geschlecht Davids aus Bethlehem stammt.
Jesus Christus ist ein Spross Davids; demnach muss es die fromme Berichterstattung fast so
einrichten, dass Jesus in Bethlehem geboren wird: Notfalls auch über eine erbauliche Geschichte.