naturv
naturv
naturv
Geschichte
zur Person
Kontakt
Bilder
A PROPOS
Start
Miscellanea


A PROPOS

KREUZ UND MYTHOS/2

Von Emmo Diem

Aber man darf nicht alles nur von diesem Standpunkt aus betrachten, denn Menschen - auch wenn
diese erst stufenweise und über Jahrhunderte dem Status und der Gegenwart näher kamen - waren
mit ihren alten höheren Wesen durchaus zufrieden und verehrten sie. Jahrhunderte später kommt man
auf Tendenzen der Aufklärung zu sprechen, wo nicht mehr einfach geglaubt, sondern das Meiste auch
der Vernunft unterworfen wird. Da stößt der Freigeist auf O. Spengler. Der meint: „Der Mythos steht am
Anfang eines erwachenden Seelentums. Nur so ist der unermessliche Reichtum intuitiv-religiöser
Schöpfung möglich. Das entspricht einer faustisch-apollinischen Naturerkenntnis. So kommt der
Forscher dem bildhaften Erkennen oft nahe, ehe er die Gedankenwelt in Formeln fassen kann.“ Und
weiter: „Jede Eingebung ist ein Zeugnis symbolhafter Vorstellung.“

Aber kommen wir wieder zum Hügel von Golgatha zurück, jener Schädelstätte, auf der Fundamenta-
listen ihr eigen Fleisch und Blut geopfert haben, um anschließend fragwürdigen Interessen frönen zu
können. Ich spreche da von Jesus, einem Wanderprediger, der ausgezogen ist um Menschen zu
befrieden. Historische Nachweise dazu sind allerdings dürftig. Historiker lassen hier Josephus Flavius
(+ um 100) gelten, und die Annalen des Tacitus. Letzterer berichtet im 15. Buch, Kapitel 44, dass zur
Zeit des Tiberius, röm. Kaiser, ( 42 v. Chr. - 37 n. Chr.) Jesus hingerichtet worden war. Das Beiwort
Christus (griech. der Gesalbte) ist der nachgestellte Ehrentitel des alten Messiaskönigs, der dazu
diente Jesus von vielen anderen Personen, die ebenso hießen, zu unterscheiden. Dieser besagte
Wanderprediger gilt für die Meisten als Gründer der christlichen Religion. Persönlich orientiere ich
mich lieber an Paulus von Tarsus. Das war der vielzitierte Apostel der Heiden. Gefestigt wurde seine
Lehre in über 20 Konzilen und den daraus erwachsenden Dogmen (= verbindliche Glaubenslehren).

Fragwürdig bleibt auch die Existenz des Ortes Nazareth. J. Flavius kennt weder ein Nazarat noch ein
Nazara. Der Sohn der Freiheit (Schalom Ben Chorin, gebürtig als Fritz Rosenthal) drückt das so aus:
„Hier soll wieder eine Prophezeiung in Kombination mit Jesaia in Erfüllung gehen.“ Auch Reste einer
Synagoge (Lukas 4/16) wurden nicht gefunden. Eine Siedlung aus der Eisenzeit (13. Jhdt. v. Chr.),
die sich in der Umgebung des heutigen Nazareth findet, ist kein Beweis dafür, dass dieser Ort zur Zeit
vor Jesus bereits existiert hat. Die Geburtsstätte des angeblichen Religionsgründers bleibt deshalb
unbekannt.

Durchaus weiterführend kann ein allgemeiner Hinweis des Peter de Rosa sein. Der absolvierte die
Gregoriana - die wichtigste päpstliche Lehranstalt in Rom - war Professor an der Universität von
Westminster und einige Jahre Dekan des Corpus Christi College. Er sagt: „Vom Jesus-Mythos zu
sprechen, bedeutet nicht Jesus abzuwerten oder die Tatsache zu bezweifeln, dass er gelebt, gelehrt
und gelitten hat“. Im Gegenteil: „Dieser Mythos ist die Spur eines wirklichen Menschen. Die Dogmen
dazu sind allerdings Vorurteile, bekränzt von einem Heiligenschein und aufgepfropft aus den Ideen
von Starken“.

 Oswald Spengler
 (1880-1936)
 Römischer Geschichts-
 schreiber Tacitus
 Verkündigungskirche
 in Nazareth

Weiter >>>