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Miscellanea


Miscellanea - Zur Entwicklung des Schauspiels und dem Theater um die säkuläre Regie /3
von Emmo Diem
 
Ab dem 16. Jahrhundert spaltet sich das europäische Theater in verschiedene Kulturkreise. Auf der englischen Bühne treibt der Clown sein Unwesen, in Spanien ist es der Grazioso der „aufgeigt“, in Deutschland spielt der Hanswurst eine Rolle, in Italien der Arlecchino und in Frankreich herrscht der Harlekin. Das alles hat sich teilweise mit der Renaissance überschnitten, wo im Theater der Humanisten bereits Ansätze zum klassischen Drama ausgewiesen werden.

Zum Höhepunkt des Theaters wird das Barock. Der Feudalismus (= eine den Adelsstand privilegierende Zeit) war vorbei, und jeder konnte die ihm zugedachte Rolle verwirklichen. Am absolutistischen Hof wurde das Leben zum eigentlichen Spiel. Calderon de la Barca und William Shakespeare fassten die Welt als Bühne auf, auf der jeder die ihm zugedachte Rolle voll ausspielen konnte. Tragik und Komik hielten sich die Waage. Die schon in der Renaissance auftauchende „Commedia dell arte“ (= Stehgreifkomödie mit lustigen Figuren) mit Tanz und Musikeinlagen lockte auch das bürgerliche Publikum in die Aufführungen. Dazu kam, dass die Oper, die auch der Aristokratie gefiel, einen Siegeszug antrat.- In England baute James Burbage das erste runde Theater, das in seiner Ausdehnung den Tierarenen glich.

Von 1791 – 1817, als Goethe das Hoftheater leitete, wurde Weimar zum Hort
griechischer und abendländischer Kulturideale und Schiller erwuchsen aus der
Beschäftigung mit großen historischen Stoffen, Riesenkräfte (Otto C.A. zur Nedden).

Diese Kraftentfaltung erlahmte ein wenig zur Zeit der Romantik, ohne damit
weder die Russen Puschkin, Gogol oder Tschechow und andere gering schätzen zu
wollen. Sie alle pflegten schon in neuen Kategorien (= Aussageweisen) zu denken.
Neue Fährten wurden mit dem Naturalismus (= strenge Anlehnung an die Wirklichkeit)
eines Gerhart Hauptmann gelegt, mit Bert Brecht, mit dem Symbolismus (= einer
Bewegung die das Gegebene geheimnisvoll darstellt), mit Paul Claudel und dem
absurden Theater .(Hier wird die Ungereimtheit zur Kunstform erhoben). Da wurde
das Publikum mit einem Modus überrollt, den es auszukosten noch nicht bereit war.
Man war noch zu sehr mit den Folgen des grausamen Weltkrieges beschäftigt ,um
gegen die neue Art der Bühnentechnik bewusst rebellieren zu können. Die Moneten (die im alten Rom als Unterhaltsbasis der Göttin Juno Moneta geweiht waren) wollte man zweckmäßiger in den Aufbau des Landes stecken, nach dem Muster: „Das Hemd ist mir näher als der Rock.“

 Goethe und Schiller

Im Sprechstück konzentrierte sich fast jeder auf das Geschehen der Sprache und die Oper genoss man mit geschlossenen Augen. Basierend auf diesen gedanklichen Querverbindungen kamen gewisse Dramaturgen (= künstlerische Berater des Intendanten) auf die glorreiche Idee den Theaterkubus nur mehr mit grauen Tapeten auszustatten und für den Innenraum eines Palastes genügte ein wackeliger Sessel aus dem Theaterfundus. Das war natürlich praktisch, hatte den Anstrich von Modernität und war enorm billig. Dazu konnte mit so einem Requisit: Zimmer, Kabinett und Küche in einem Durchgang gespielt oder dargestellt werden. Und der Freischütz bekam an Stelle eines Waldes nur mehr einen Staubwedel.

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