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Miscellanea


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AUS DER WELT DES REGIETHEATERS /3
Überlegungen von Emmo Diem

DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN

Der tschechische Komponist Leos Janacek gilt als einer der originellsten Meister der böhmisch-mährischen
Musikergilde. Wahrscheinlich kann man sein Werk am angenehmsten in Brünn genießen. Dort hörte ich vor
Jahren Verdis Aida. Das war eine Darbietung, an der hätte sich manche Großbühne ein Beispiel nehmen
können. Aber zurück zum Füchslein. Leider konnte ich die Premiere unter D.R.Davies nicht besuchen.

Zur Verfügung stand nur eine Repertoirevorstellung. Restlos begeistert hat mich diese nicht. In der Zeitung
stand, dass das Element der Befreiung von 1919 zu wenig beachtet wurde. Aber wer geht schon wegen
der Politik in die Oper? Kollege Wruss meint dazu: „Eine gelungene Produktion“. Es gibt natürlich auch
Leute, denen Märchenhaftes lieber gewesen wäre. So läuft die Sache im leidigen Regietheater. Komponisten
und Texter bleiben in der Hitze des Gefechtes oft auf der Strecke.


DER DÜNNE BAD HALLER HÄNSEL

Dort musste man wenig Erfreuliches zur Kenntnis nehmen. Gemacht von Intendanten der Operettenbühne, denen die „leichte Muse“ entschieden besser zu Gesicht steht. Heuer hätte eine Mahler-Matinee zum historischen Ereignis werden können. Ich denke da an Klavier-Lieder des Komponisten. Bekanntlich diente der spätere Wiener Operndirektor eine Zeit lang hier als Theaterkapellmeister.

Bedauerlich finde ich es, dass die O.Ö.Nachrichten über ein „Interview der Woche“sich fragwürdig
geäußert haben. Unter anderem wird folgendes berichtet: „Noch dreimal geht’s ins Hexenhaus. Großartig
inszeniert und dazu ein sensationelles Bühnenbild, das aus einem Projektor kommt. So präsentiert sich
die Bad-Haller Version von Hänsel und Gretel, die in Kooperation mit dem Neuen Musiktheaterstudio der
Linzer Anton-Bruckner-Universität entstanden ist. Intendant Kerbl ist selbst am Klavier aktiv“. Meine
Meinung: Hoffentlich möchte der Pianist in der nächsten Saison nicht Wagners Tristan für Blockflöte und
Klavier gestalten.

Nun zum Begriff vom „dünnen Hänsel“. Humperdinck traf 1879 in Neapel mit Richard Wagner zusammen
und ging auf dessen Einladung als Assistent nach Bayreuth. Dort lernte er den kompakten Orchester-
klang seines Vorbilds kennen. Das und Anderes scheint Kerbl vergessen zu haben. Der bekennt:
„Für Hänsel und Gretel brauchst du 55 Musiker“ (Interview: O.Ö.Nachrichten 1.April 2011).

Warum streift man hier der Bevölkerung ein Klangbild von 2 übersteuerten Klavieren über, das keineswegs einem Humperdinck entsprechen kann? Ich weiß schon: Man will der Hochschule für Musik Möglichkeiten der Entwicklung bieten. Aber das entspricht kaum einer pädagogischen Anstalt. Das und vieles andere ermuntert mich zu einem kurzen Schwenk in Richtung der immer öfter auftretenden Vergewaltigung des Theaters durch Regisseure.

 Leos Janacek
 (1854-1928)
 Engelbert Humperdinck
 (1854-1921)

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